Heimatstube in Röthenbach
Der Heimatverein Röthenbach suchte mehrere Jahre vergeblich nach geeigneten Räumlichkeiten für die Einrichtung einer Heimatstube. Durch den überraschenden Tod einer ehemaligen Lehrkraft im Jahre 1999 wurde die “Lehrerdienstwohnung erster Ordnung“ (7 Räume) im Obergeschoß des 1949/50 errichteten Schulgebäudes in Röthenbach frei.
Der Heimatverein beantragte daraufhin bei der Gemeinde, die Überlassung von drei Räumen für Einrichtung einer Heimatstube. Bürgermeister Bert Schädler und der Gemeinderat haben kurz darauf entschieden die gesamte Wohnung dem Heimatverein zu überlassen. Die Wohnung bestand aus Küche, Stube, Flur, WC und weiteren drei Räumen.
Freiwillige Helferinnen und Helfer und der gemeindliche Bauhof haben die ehemalige Lehrerwohnung entrümpelt und fachkundig renoviert.
PVC- Bodenbeläge wurden entfernt. Darunter kamen etwas ramponierte Riemenböden zum Vorschein, diese wurde abgeschliffen und neu versiegelt. Die Räume wurde alle neutapeziert und die Decken teilweise getäfelt.
In den Jahren vor der Renovierung haben die Mitglieder der Vorstandschaft des Heimatvereines bei Hausbesuchen Mobiliar, Einrichtungsgegenstände, Ausstellungsstücke, alte Schriften und Urkunden zusammengetragen. Hier handelt es sich um Geschenke und Leihgaben, die Röthenbacher Familien dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt haben.
Der damalige Vorsitzende Klaus Gorlo und seine Vertreterin und zugleich Ortsheimatpflegerin Kathi Maurus haben mit einigen Helfern die Räumlichkeiten mit viel Herzblut und Fingerspitzengefühl geschmackvoll eingerichtet.
Die Heimatstube ist keine Antiquitätensammlung. Sie ist vielmehr eine Ausstellung in der die Röthenbacher Geschichte des vergangenen Jahrhunderts lebendig und anschaulich dargestellt wird.
Die Eröffnung der Heimatstube mit kirchlicher Segnung durch Pfarrer Werner Karl Badura fand am 06. Oktober 2000 statt.
Kurzbeschreibung der einzelnen Räume:
Im Treppenhaus sind Bilder der Kirche, alte Dorfansichten und einzelner Gebäude angebracht. Vor dem Eingang zur Heimatstube wird der Waschtag aus früheren Zeiten mit Gerätschaften und Bildern dargestellt.
Beim Eintritt in die Heimatstube gleich rechts befindet sich die Küche. Sie ist mit Utensilien aus Großmutters Zeiten eingerichtet. Der Herd, damals ein technisches Novum, konnte mit Holz oder Gas beheizt werden.
Der alte Spülstein verkörpert ein gutes altes Stück Vergangenheit, ebenso der Küchenschrank, die alte Waage und das rustikale Kochgeschirr.
Eine Türe weiter befinden sich Toilette und Bad. An Stelle der Badewanne steht der Waschtisch mit Waschschüssel und Krug aus dem vorigen Jahrhundert. In den Schubladen ist Kinder- und Unterwäsche eingeräumt, so wie sie früher getragen wurde.
Im Flur steht eine Truhe, in der interessante Urkunden und Dokumente ausgestellt sind. Darüber spiegeln Bilder die Eisenbahngeschichte wider.
Gegenüber sind Bilder und Geräte aus den verschiedenen Käsereien ausgestellt.
Am Ende des Flurs steht eine Werkbank, die mit Werkzeugen aus Röthenbacher Wagner- und Schreinereien bestückt ist.
Nicht zu übersehen ist der alte „Bschniedesel“, der früher zur Grundausstattung jeder bäuerlichen Werkstatt gehörte.
Im Archiv, dem Herzstück der Heimatstube, gilt das Augenmerk den vielen Aktenordnern. In ihnen sind Fotos, Urkunden und Schriftverkehre aus der Geschichte Röthenbachs mit den 16 Ortsteilen abgelegt. Derzeit werden die Ordner neu nach verschiedenen Farben sortiert und neu katalogisiert.
Sehr aufwendig ist die derzeitige Erstellung von Nachweisen zu den einzelnen Gebäuden und den Generationen die darin wohnen und gewohnt haben.
Der nächste Raum dient Wechselausstellungen. Derzeit ist eine ausgefallende Musiknotensammlung, alte Schreibmaschinen und Gerätschaften des Imkers untergebracht. Bemerkenswert im Zimmer ist die alte Wanduhr und Hochzeitsbilder verschiedener Generationen.
Der große Ausstellungsraum ist verschiedenen Themen gewidmet. Eine Uniform und eine Tafel mit Orden, sowie weitere Bildtafeln erinnern an die unrühmlichen Zeiten der Kriege. Eine alte Schulbank und diverse Klassenfotos lassen die Schulzeit mancher „Röthenbacher“ wieder aufleben. In der sakralen Ecke gibt es einige Kostbarkeiten zu bewundern. Auf dem alten Rathaussitzungstisch steht ein kunstvoll angefertigter Hausaltar, umrahmt von Kreuzen aus verschiedenen Zeitepochen. Unter den Glasvitrinen befinden sich verschiedene Kostbarkeiten aus dem kirchlichen Leben. Auf der gegenüberliegenden Seite wird das Strohhutnähen dargestellt. Im handbemalten alten Bauernschrank sind Messgewänder und Ministranten-Kutten aufbewahrt.
Der krönende Abschluss bildet die gute Stube. Sie vermittelt die Atmosphäre von Ruhe und Geborgenheit. Der Herrgottswinkel und die rustikale Lampe über der Sitzecke, sowie das schöne Kanapee wirken freundlich und einladend.
An den drei Fenstern hängen von Hand gehäkelte Vorhänge. Das Flachsspinnrad und die Hechel erinnern an die Zeit des blauen Allgäus.
Im alten Bauernschrank und in einer Vitrine sind alte Hochzeitskleider, wertvolles Geschirr und Fotoapparate aufbewahrt.
In dieser urgemütlichen Stube finden auch viele standesamtliche Trauungen statt.
Mit Schreiben der Landesstelle für nichtamtliche Museen in Bayern vom 13. Januar 2020 ist die Heimatstube Röthenbach offiziell als Museum anerkannt.
Die Heimatstube ist jeweils am ersten Mittwoch im Monat von 14.00 - 17.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Anfrage bei Bert Schädler, Tel. 08384/1424 oder Rupert Knestel, Tel. 08384/721.
Bert Schädler
Ortsheimatpfleger
Fotos: Klaus Gorlo, Bert SchädlerNeuer Text