Die Heimatstube in Niederstaufen (Sigmarszell)
Seit dem Schuljahr 2006/2007 werden keine Schüler mehr im Schulgebäude der ehemals selbständigen Gemeinde Niederstaufen unterrichtet. Für alle Niederstaufner Kinder findet der Unterricht nun in der Verbandsschule in Weißensberg statt. Diese an sich traurige Entwicklung eröffnete aber für die Heimatpflege eine ungeahnte Möglichkeit zur Unterbringung von Archivalien und Sammlungsstücken der Heimatpflege.
Der Heimatpfleger verwahrte bislang alle gesammelten Texte und Gegenstände, soweit möglich, in privaten Räumen auf, was natürlich dem Sammeln und Sichern sehr enge Grenzen setzte.
Jetzt ergab sich die Möglichkeit, einen Klassenraum, das ehemalige Lehrerzimmer und das Büro des Schuleiters, letztere Räume von etwa 8 bis 10 qm, für die Heimatpflege zu sichern.
Mit Engagement machten sich einige Heimatbewegte daran, einen Ausstellungsraum zu gestalten. Arnim Spöttl entwarf einen Plan für ein als Diorama gedachtes schopfartiges Gebäude, das der Berufschullehrer und gelernte Zimmermann Christian Wiedenroth zusammen mit dem ehemaligen Schreiner Hans-Peter Feßler aus Altholz errichtete. Aus alten Ziegelsteinen wurde u.a. von Werner Karg ein winziger Vorhof „gepflastert“ und die restlichen Heimatpflegler (nicht zu verwechseln mit dem besetzten Begriff „Heimatpfleger“) Roswitha Richter-Gottschalk, Anneliese Klauber, Ernst Maurer, Peter Mattis und Werner Lettmaier kümmerten sich um die Einrichtung. Zunächst fanden regelmäßig, einmal im Jahr, Wechselausstellungen statt. So konnten die Bürger und andere Interessierte Ausstellungen zu „Bäuerlichem Handwerk“, „Die Voreinbauküche“, „Die Bücher der berühmtesten Niederstaufnerin Herlinde Koelbl“, „Niederstaufner Krippen“, „125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Niederstaufen“ und „Der Flachsanbau in Niederstaufen“ zur Besichtigung geladen werden. Die Ausstellungen waren an Veranstaltungstagen und auf Wunsch für Besucher geöffnet und erfreuten sich im Ort engeren Umkreis großer Beliebtheit.
Eine letzte Ausstellung mit dem Titel „A alt‘s Glump“ zeigte alles, was sich in den Jahren in der Heimatstube und in privaten „Depots“ angesammelt hatte und es zeigte sich, dass für weitere Wechselausstellungen kein Platz mehr war. Es fehlte und fehlt an Räumlichkeiten, in denen die Sammlung zwischengelagert werden könnte, um Platz für eine Wechselausstellung zu schaffen. Also blieb diese Ausstellung bestehen und wird an Öffnungstagen, z.B. anlässlich von Dorffesten auf dem Dorfplatz gerne besucht. Größtes Interesse genießt dabei die Sammlung der auffindbaren Schulklassenbilder, die Schüler mit ihren Lehrern von 1883 bis 2006 zeigt.
Zwischenzeitig (bis zur Einrichtung des Dorfladens im mittleren Klassenzimmer) wurde dieser Raum für die wachsende Ausstellung „Niederstaufner Hausgeschichten“ genutzt. Die Geschichten der ursprünglichen ca. 120 Hofstellen bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden auf Tuchfahnen gedruckt und mittels eines aufwändigen Drahtseilsystems an der Decke aufgehängt. So konnte die Ausstellung in den Ferienzeiten schnell auf- und wenn der Raum wieder für Sport genutzt werden sollte, abgehängt werden.
Seit 2019 ist dieser Raum vom Dorfladen belegt und für die Heimatpflege leider verloren; allerdings lässt der Nutzen einer Nahversorgung für das Dorf diesen Verlust leicht verschmerzen.
Wolfgang B. Sutter
Ortsheimatpfleger